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Ce eff kruegerCe-eff (Carl-Friedrich) Krueger, in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) geboren, hatte schon ein bewegtes Arbeits- und Berufsleben hinter sich, bevor er als Fernsehredakteur zum ZDF kam. Parallel dazu gründete er mit Freunden in Mainz das inzwischen bundesweit bekannte Kleinkunst-Theater ,,unterhaus". Seit 1985 bereiste er die Länder Südostasiens, bis er schließlich in Thailand seine zweite Heimat fand. Hier lebt und arbeitet er heute als als freier Kolumnist und Autor.

Gibt es neben Ihnen noch weitere Prominenz im deutschsprachigen Pattaya?

Diese Frage berührt mich etwas peinlich, zumal ich mit dem Begriff Prominenz nicht viel anfangen kann, und ich mich auch keineswegs prominent fühle - schon gar nicht hier in Pattaya, wo mich kaum einer kennt oder weiss, was ich vorher gemacht habe. In meiner aktiven Zeit bedeutete eine gewisse Bekanntheit vor allem, ständig mit höheren Anforderungen konfrontiert zu werden, mit Bitten um Unterstützung für alle möglichen Projekte. Ich kenne in Pattaya keine „Promis“ und bin froh, keine kennen zu müssen.

Kabarettisten leiden ja häufig an der Welt. Woran leiden Sie in Pattaya?

Nachdem ich siebenunddreissig Jahre lang Kabarett- und Kleinkunstveranstaltungen organisiert habe, selber engagierte Programme geschrieben und auf der Bühne gespielt habe, denke ich, ist mein Leidensreservoir erschöpft. Jetzt sind die Jüngeren dran, die Welt zu verbessern. Ich bin hier, um zu leben, nicht, um zu leiden.

Kommödianten wiederum lieben Humor und Schalk. Was amüsiert Sie in unserem verrückten Städchen?

Pattaya ist so verrückt wie die Welt, ein Mikrokosmos, über den ich mich oft genug amüsiere. Was ich daran komisch finde, ist allerdings für andere Ausländer oft Anlass zu wüsten Schimpfkanonaden, worüber ich mich dann ein zweites Mal amüsieren kann.

 

Carl-Friedrich Krüger hat im Jahr 1966 - zusammen mit Renate Fritz-Schillo und Artur Bergk - das Mainzer Forum-Theater „unterhaus“ aus der Taufe gehoben. Das bedeutendste Kleinkunsttheater im deutschen Sprachraum hat bis heute die crème de la crème aus Kabarett, Chanson und Kleinkunst beherbergt und ist gleichzeitig Sprungbrett für junge Künstler. Namhafte Persönlichkeiten wie Gerd Fröbe, Günther Lüders, Hanns Dieter Hüsch, Reinhard Mey, Loriot, Konstantin Wecker, Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Mathias Richling, Hannes Wader - aus der Schweiz Emil, Franz Hohler, Kaspar Fischer, Dimitri - aus Österreich Helmut Qualtinger, Karl-Heinz Böhm, Werner Schneyder, Josef Hader sowie unzählige andere standen und stehen immer noch auf den Brettern des Katakombentheaters und bewegen die Menschen. Viele von ihnen haben durch den seit 1972 vom „unterhaus“ verliehenen Deutschen Kleinkunstpreis den Durchbruch in die Spitzengruppe geschafft. Ce-eff - so sein Künstlername - ist selber Autor und Kabarettist, glänzte neben den größten der Zunft, arbeitete seit Urzeiten als Redakteur beim ZDF und empfing für sein Engagement u. a. die Gutenberg-Plakette der Stadt Mainz und den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Der heute 67jährige hat Pattaya seit sechs Jahren zu seinem Hauptwohnsitz gewählt.


 

Ihr Bedürfnis nach Esprit und Kultur kommt in Ihrer tropischen Heimat wohl etwas zu kurz. Wie stillen Sie dieses Verlangen?

Ich habe fast vier Jahrzehnte lang täglich mindestens eine kulturelle Veranstaltung erlebt. Mein Bedürfnis nach Esprit und Kultur ist weitgehend gedeckt. Sollten sich Lücken auftun, hilft ein gutes Buch.

Was ist Kunst und warum braucht sie der Mensch?

Ich glaube, Kunst ist eine Form der Sinnsuche des Menschen nach sich selbst. Wenn man bedenkt, dass schon unsere ältesten Vorfahren sich mit Kunst auseinandergesetzt haben, wird deutlich, wie sehr die menschliche Existenz eines philosophischen Überbaus bedarf als Gegengewicht zur scheinbaren Sinnlosigkeit des Todes.

Sie haben die Leitung des Mainzer Unterhauses heute weitgehend abgegeben. Führen Sie dennoch künstlerische Projekte im Schilde?

Zusammen mit meinem Freund und Partner Artur Bergk habe ich mich vor zweieinhalb Jahren vollständig aus der Geschäftsleitung des Theaters zurückgezogen - zum grössten Erstaunen aller, die das nach meinem langjährigen engagierten Einsatz niemals erwartet hatten. So einfach loslassen zu können, war aber auch für mich eine beglückende Erfahrung. Heute sind wir beide nur noch alleinige Gesellschafter und sehen mit Freuden, wie unser jetziger Geschäftsführer - zusammen mit dem alteingespielten Team - die tollsten Projekte realisiert. Ich würde höchstens noch einmal - falls es geplant wird - an einer Loriot-Tournee teilnehmen. Seine Rollen liegen mir, und ich hatte damit die grössten Erfolge.

Wann sind Sie das erste Mal nach Thailand gereist und was fanden Sie hier, was es in Deutschland nicht gab?

1985 habe ich erstmals Urlaub in Thailand gemacht. Es war zu einer Zeit, in der ich viel Stress hatte, was zu massiven Rückenschmerzen und Depressionen führte. Schon im Flugzeug ließen die Symptome nach. In Pattaya fand ich dann zu meiner alten Lebensfreude zurück und wurde wieder gesund.

Verschlägt es den einen oder anderen Künstlerkollegen auch einmal nach Pattaya?

Ich besitze neben meinem Appartement im Condo eine Gästewohnung und freue mich, regelmässig Künstler, Kollegen, Freunde und ehemalige Mitarbeiter aus der alten Heimat hier begrüssen zu dürfen.

Ce-eff Krüger (links) und Wolfgang Heitz beim berühmten Badewannen-Sketch von Loriot

Wie verbringen Sie Ihre freien Stunden und Tage am Liebsten?

Ich habe hier einen Roman geschrieben („Der verzauberte Farang“) und arbeite zurzeit am zweiten. Darüber hinaus gehört Lesen zu meiner bevorzugten Beschäftigung. Hin und wieder gehe ich an die Beach, um eine Massage im warmen Sand zu geniessen, oder ich fahre mit dem Fahrrad im 50-Km-Umfeld von Pattaya, wo die Welt noch etwas anders ausschaut. Mindestens dreimal wöchentlich treffe ich mich mit Freunden zu Essen, Trinken und fröhlichem Gedankenaustausch.

Möchten Sie den Lebensabend in Ihrer Wahlheimat verbringen?

Da niemand die ihm zugemessene Lebensspanne kennt, habe ich längst damit begonnen, und ich wünsche mir, dass die Umstände es erlauben, diesen Zustand - bei hoffentlich guter Gesundheit - noch lange ausdehnen zu können.

Was wünschen Sie sich für die Stadt und was für die Deutschsprachigen, die hier leben?

Es nützt ja nichts, über das mangelnde Umweltverständnis der Thais zu räsonieren, über die Verkehrsverhältnisse oder das verdreckte Meer. Vielleicht wäre schon einiges gewonnen, wenn die hier lebenden Ausländer im Umgang mit den Einheimischen ihren Hochmut, ihre Ungeduld und ihre arrogante Besserwisserei ein wenig zurückschraubten, damit wir uns nicht eines Tages fragen müssen, wo das Lächeln in diesem Land geblieben ist.